Ein Werkstattbericht E44 019 - Spur Null Magazin Forum (2024)

Teil 2
Ein erster Höhepunkt war der Bau der Scheibenwischer. Dafür gab es bei den E44 Lokomotiven im Laufe ihrer Betriebszeit viele Varianten. Mir gefällt die Bauform mit dem außenliegenden Gestänge am Besten. Dieses gibt es natürlich nicht zu kaufen. Also war der Eigenbau angesagt. Mit Geduld und Spucke, Messingstreifen, Messingdraht, Messinggußteilen und dem Lötkolben ließen sich die Wischer herstellen - sie sehen einfach schön aus. Info zur Bauzeit: je Scheibenwischer eine knappe Stunde.

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Dem Bausatz beigefügt, sind gegossene Verglasungen. Diese sind trübe und schaden später dem Gesamteindruck. Deshalb frästen wir aus 2 mm Plexiglas neue Scheibeneinsätze.

Als nächstes widmeten wir uns den Drehgestellen. Diese bestehen jeweils aus zwei Baugruppen:
die Außenrahmen aus Kunststoff
– die Antriebe.

Bei den Außenrahmen stellte sich wieder die Frage: wie weit gehen wir beim Nachrüsten? Mit Messinggußteilen könnte alles neu und perfekt aufgebaut werden. Sandkästen,
Federn, Bremszylinder, Bremsgestänge und...und...und entsprechen nicht den Vorstellungen eines detaillierten Modells. Und wieder galt der Leitgedanke: kein neues Modell bauen, sondern den Bausatz mit Verbesserungen passabel aussehen lassen.

Die Nachbildung der Sifaanlage war an der falschen Stelle platziert und an beiden Drehgestellen nachgebildet. Sie wurde entfernt und nur an einem Drehgestell wieder angebracht. Mit kleinen Polystyrol-Profilen wird das abgetrennte Teil neu platziert und ergänzt. Bremsschläuche, Trittstufen, Schienenräumer, Federpuffer aus Messing und ein paar Sechskantimitate komplettieren die Fahrgestellrahmen.

Natürlich wäre es möglich gewesen, fertige Antriebe von Munz oder spur0hans zu kaufen. Wir haben uns jedoch für den Selbstbau entschieden. Jeweils zwei Faulhaber Getriebemotor 2020 S12 B je Drehgestell (also insgesamt 4 Motoren) sowie Kunststoffzahnräder (Azetalharz) und Kugellager von GHW bilden die Basis der Konstruktion. Mein Freund Peter hat die ersten Überlegungen zu den Antrieben weiterentwickelt und in seiner Werkstatt die entsprechenden Messing-Frästeile und –Drehteile hergestellt. Die Konstruktion ist so aufgebaut, daß die einzelnen Bauteile paßgenau verschraubt sind. Die Achsen sind kugelgelagert, aber nicht gefedert. Über die integrierten Pilzkontakte erfolgt die Stromaufnahme auf allen 8 Rädern.

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In meinem Bestand waren Gußräder mit Edelstahl Radreifen (vermutlich Heller). Diese bekamen neue Buchsen und wurden exakt zentriert, gebohrt und auf die neuen Achsen
aufgezogen. Peter hatte die originalen Gußräder des Bausatzes. Diese hat er abgedreht und neue Radreifen aus Edelstahl aufgezogen.

Es folgte die nächste Herausforderung - die Gestaltung des Daches. Außer dem Grundformteil des Daches sollten wegen der schlechten Qualität keine weiteren Teile des Raimo/Biller Bausatzes verwendet werden. Es galt Vorbildfotos zu finden, auf denen die Dachbestückung erkennbar ist. Die Suche war aufschlußreich, wie so oft gibt es viele Varianten und nicht nur die eine richtige Lösung. Also mußte sich jeder auf eine bestimmte Lokomotive festlegen und anhand dieser sein Modell gestalten.

Was wäre eine E-Lok ohne die Pantographen? Die Sommerfeld-Pantographen sind DBS 54 und entsprechen nicht dem Auslieferungszustand der 30er Jahre. Auf den Fotos im EK Buch zur E44 ist erkennbar, daß es fast alles gibt: SBS 9, SBS 10, SBS 39 und relativ selten DBS 54. Für meine DRG Modell ist der SBS 10 passend.

Krapp Spur0Modelle bietet einen 8-teiligen Messingteilesatz des Pantographen für Altbau E-Loks an. Ich bestellte diesen Bausatz und ..... war dann schon enttäuscht. Die Messinggußteile entsprechen nicht der heutigen Gießtechnik. Leider sind die Urmodelle/Formen wohl sehr in die Jahre gekommen und das verwendete Metall ist zu weich. Also mußten die Pantographen mit viel Aufwand nachgearbeitet werden.

Die Rohrgestelle wurden aus 1mm Messingdraht und Messingröhrchen neu hergestellt. Die Gelenke und die Verbindungen sind aus Messingprofilen angefertigt. In den 1mm Draht habe ich mit der Laubsäge Längsschlitze eingesägt um die Gelenkteile stabil dazwischen einzulöten. Die Untergestelle mit den Isolatoren wurden ebenfalls modifiziert. Statt den angegossenen Gewindestiften habe ich Bohrungen gesetzt und M 1,2 Gewinde eingeschnitten. Allein der Schleifbügel blieb fast unverändert. Nur auf die Schleiffläche wurde ein Bronzeblech-Streifen aufgelötet, der nach der Lackierung blank bleibt. Der zeitliche Aufwand um die beiden Pantographen zu überarbeiten betrug mehr als 20 Stunden.

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Mit den Pantographen war es auf dem Dach bei Weitem nicht getan. Für die Haube des Dachaufsatzes wurde der umlaufende Stehfalz gefräst und mit den entsprechenden
Befestigungsklammern versehen. Die gekauften Isolatoren mußten nachgebessert werden, neben den Halterungen für die Leitungen bekamen sie Fußplatten. Die Sonderformen der Isolatoren stellten wir auf der Drehbank her. Letztlich mußten die beiden Dachschalter/Trenner gebaut werden. Die Leitungen zwischen den Isolatoren sind aus 0,7 mm Draht gebogen und in die neuen Halterungen der Isolatoren eingelötet. Die Trittbretter aus Messingsteifen wurden auf Konsolen gelötet, die der Dachkrümmung angepaßt sind.

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Als nächste Aufgabe stand die Neukonstruktion der Einstiegsleitern an den Türen an. Da unsere Lokomotiven die R1 Bogen von Lenz durchfahren sollen, mußten kleine Kompromisse eingegangen werden. Die Anordnung der Halterungen entsprechen nicht alle dem Vorbild. Die Trittstufen wurden aus Messingblech geätzt und mit den Griffstangen verlötet. Über und unter den einzelnen Trittblechen sind jeweils kleine Ringe aus Ms-Rohr eingelötet. Dadurch erhalten die Stufen, trotz ihrer exponierten Lage, eine gute Stabilität.

Das Ende der Bauarbeit war nun abzusehen. Einen großen Aufwand bereitete noch die Inneneinrichtungen der Führerstände. Vorbildfotos dazu gibt es im Internet und in Büchern genügend. Auch hier sind die Varianten wieder zahllos. Da der Einblick in die Führerstände beim Modell nur sehr begrenz ist, konnten wir uns erlauben, die Einrichtung vereinfacht darzustellen. Die Führerstände selbst sind aus Kunststoffplatten entstanden. Zur Verfeinerung dienten verschiedene kleine Messingteilchen, die neu gefertigt oder aus vorhandenen Teilen umgebaut wurden, Instrumente und das Handrad zum schalten der Fahrstufen vervollständigen den Gesamteindruck.

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Der letzte Schritt in der Rohbauphase war die Vorbereitung für alles „Elektrische“. Gesteuert wird die Lokomotive von einem ESU Loksound V4.0 Decoder. Auf Empfehlung eines Modellbahnfreundes bauten wir den Lautsprecher Visaton BF 45 ein. Etwas Aufwand mußte dann noch mit der LED Beleuchtung getrieben werden. Die Loklaternen wurden von unten angebohrt. In diese Bohrung werden Kunststoffröhrchen eingesteckt, auf die die smd Leuchtdioden aufgeklebt sind – eine ziemliche Fummelei. Die vier Loklaternen bekamen Leuchtdioden mit weiß/rot Lichtwechsel, die Spitzenlichter und die Beleuchtung der Führerstände sind mit einfarbigen Leuchtdioden ausgestattet.

Die Lackierung und Beschriftung des Modells der Epoche II DRG stellt dann nochmals eine besondere Herausforderung dar. Weniger die Lackierung selbst, sondern die Frage des Farbtons und dann die vielen Zierstreifen .....! Da die Originalfarbe RAL 7018 nicht mehr hergestellt wird, habe ich mich für RAL 7015 entschieden. Ich finde, diese Farbe hat noch einen gewissen Kontrast zum Schwarz des Brückenrahmens und ist trotzdem nicht zu hell.

Die Zierstreifen kommen aus England. Fox transfers hat eine fast unüberschaubare Auswahl an Zierstreifen in allen Farben und Dimensionen. Das Bestellen ist unproblematisch, die Lieferung erfolgte innerhalb von drei Tagen.

Die Beschriftung mußte natürlich selbst entwickelt und angefertigt werden. Die Vorgaben der Beschriftungsnormung und die Fotos aus dem EK Buch waren dabei wieder eine große Hilfe. Es sollte ja eine Maschine nach dem Vorbild der 1930er Jahren werden. Vorgabe war natürlich die RBD Stuttgart und die Einsatzstelle Stuttgart Rosenstein. So war es dann fast selbstverständlich, daß ich die E44 019 auswählte, da zu dieser Maschine auch Fotos im EK Buch zu finden sind.

Vielleicht kann ich mit diesem Baubericht noch andere Modellbahner anregen, ihre Bausätze aus dem Regal zu holen. Die Fotos sollten dazu genügend Schub verleihen. Wer es
nicht ganz so kompliziert haben möchte, der kann z.B. auf fertige Antriebe zurückgreifen oder eine grüne DB Lackierung wählen, dazu sind auch passende Beschriftungen dem Bausatz beigefügt. Weitere Fotos und Informationen habe ich auf meiner Internetseite eingestellt http://www.armin-berberich.de/Regelspur/DRGE44019.htm

Grüße
aus VAI

Armin.

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